Während im Kindesalter meist noch einsichtig, werden Schutzimpfungen bei Erwachsenen oft sträflich vernachlässigt. Hierdurch besteht die Gefahr, dass der Einzelne doch an schweren und vermeidbaren Krankheiten erkrankt oder gar Epidemien entstehen (so vor einigen Jahren Kinderlähmung in Finnland und Holland). Viele dieser Krankheiten könnten sogar ausgerottet werden, wenn sich die Bevölkerung konsequent durchimpfen lassen würde. In diesem Artikel geht es um Hintergrunderläuterungen zu den verschiedenen existierenden Arten von Schutzimpfungen.
Körperliche Abwehr
Trifft ein Krankheitserreger auf den Körper, hat dieser die verschiedensten Möglichkeiten, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Eine der wichtigsten Abwehrstrategien ist die Bildung von Antikörpern. Das funktioniert so:
Der menschliche Körper bemerkt einen neuen Krankheitserreger. Um diesen zu zerstören, muss er genau erkannt werden. Der Körper versucht spezifische Merkmale dieses Krankheitserregers (= Antigene) zu erkennen. An diese Antigene können menschliche Antikörper ankoppeln. Auf diese Weise wird der Krankheitserreger markiert und verschiedene Abwehrzellen werden angelockt, die den Krankheitserreger zerstören.
Dieses Zusammenspiel von Antigen und Antikörper funktioniert so spezifisch wie Schlüssel und Schloss. Wie ein Schloss nur mit genau dem richtigen Schlüssel geöffnet werden kann, muss auch der Antikörper genau zum Antigen passen, um an dieses anzukoppeln.
Und hier liegt das Problem: Für einen Krankheitserreger, den der Körper noch nicht kennt, hat er keine Antikörper. Der neue Krankheitserreger muss erst genau untersucht werden, die Antigene genau erkannt werden und dafür Antikörper hergestellt werden. Dieser Prozess kann Tage dauern. Das merken wir bei jeder Erkältung wieder: Wir sind so lange erkältet, bis der Körper das verantwortliche Virus erkannt hat und Antikörper dagegen erzeugen konnte.
Hatten wir einmal Kontakt mit einem Krankheitserreger und dagegen Antikörper gebildet, merkt sich der Körper dies ein Leben lang. Haben wir mit diesem Krankheitserreger irgendwann wieder Kontakt, sind wir dagegen geschützt (= immun) und der Krankheitserreger wird zerstört, bevor er irgendeinen Schaden anrichten kann.
Dieses Abwehrkonzept funktioniert hervorragend und ist Tag und Nacht damit beschäftigt, uns vor Krankheitserregern zu schützen. In der Regel klappt das so gut, dass wir allenfalls mal ein paar Tage erkältet sind, sonst aber nichts passiert.
Anders und lebensgefährlich wird es in dem Augenblick, wo ein sehr aggressiver Krankheitserreger auf unseren Körper trifft. Hier kann es passieren, dass dieser Erreger so schnell schwere Schäden im Körper anrichtet oder sogar zum Tode des Menschen führt, dass keine Zeit mehr ist, Antikörper zu bilden.
Solche Krankheiten sind z. B. Tetanus (= Wundstarrkrampf: Wenn der Körper mit diesem überall vorhandenen Bakterium infiziert wird, ist es nahezu immer tödlich), Diphtherie, Polio (= Kinderlähmung), Hepatitis (= Infektiöse Gelbsucht) usw.
Diesen Krankheiten sind wir relativ schutzlos ausgeliefert und – wie gesagt – entstehen Schäden oft, bevor der Körper den Erreger abtöten kann.
Um diese Situation zu ändern, war die Einführung von Schutzimpfungen eine geniale Idee, die Millionen von Menschen Gesundheit und Leben erhalten hat. Die klassische und sinnvollste Form der Schutzimpfung ist die aktive Impfung.
Aktive Impfung
Dem Körper werden die Antigene (also die spezifischen Merkmale des Krankheitserregers) zugeführt, so dass er sich damit auseinandersetzen muss und selber Antikörper bilden kann.
Die Wirkung dieser Schutzimpfung beginnt erst nach einigen Wochen. Die Schutzimpfung hält dafür aber lange an (zumeist bis über 10 Jahre, je nach Krankheit).
Gerade diese Form der Schutzimpfung ist ein ganz natürlicher Vorgang, da der Körper sich mit den Antigenen genauso auseinandersetzen muss wie bei einer richtigen Infektion – nur eben dabei nicht krank wird. Insofern sind Vorbehalte gegen Schutzimpfungen unbegründet.
Es gibt mehrere Formen von aktiven Schutzimpfungen:
Lebende, aber abgeschwächte (und somit nicht krankmachende) Erreger:
Frühere Polio – Schluckimpfung (wird nur noch in Epidemiefällen verwendet), Masern, Mumps, Röteln, Tuberkulose, Gelbfieber.
Tote Erreger oder deren Teile:
Polio, Tetanus, Diphtherie, Keuchhusten, Hepatitis A + B, Influenza, FSME, Tollwut, HIB (= Haemophilus influenza B).
Für alle Schutzimpfungen gibt es Empfehlungen der Ständigen Impfkommission (STIKO), die ständig aktualisiert werden. Die von der STIKO empfohlenen Schutzimpfungen sollten unbedingt wahrgenommen werden. Welche das sind, haben wir an anderer Stelle dieser Seiten als Impfplan für Kinder und Erwachsene zusammengestellt.
Allgemein gibt es fast kein Risiko bei Totimpfstoffen, außer seltenst Allergien oder Unverträglichkeiten. Häufiger sind dagegen so harmlose Symptome wie leichte Schmerzen (ähnlich Muskelkater) oder eine leichte Schwellung an der Einstichstelle für ca. 24 Stunden. Gelegentlich kann man sich danach für einige Stunden auch einmal erkältet fühlen und selten etwas Temperatur bekommen.
Bei Lebendimpfstoffen gibt es zudem ein ganz geringes Risiko der Ansteckung. Eine solche Ansteckung verläuft dann aber fast immer ganz harmlos.
Passive Impfung
Es werden dem Körper die Antikörper zugeführt, die er zur Abwehr des Krankheitserregers braucht (= Immunglobulin, Serum).
Der Impfschutz ist sofort wirksam, die Wirkung hält aber nur kurz an.
Simultanimpfung
Kombination aus aktiver und passiver Impfung.
Wird vor allem bei Tetanus angewandt, wenn der Patient sich frisch verletzt hat und über keinen ausreichenden Schutz verfügt.
Mehrfachimpfung
Kombination der Antigene mehrerer Krankheiten in einer Spritze. Dies spart Stiche, zudem muss man keine Abstände zu vorherigen anderen Impfungen einhalten (hier gibt es sonst einige Regeln).
Beispiele: Masern-Mumps-Röteln für Kinder, Diphtherie-Tetanus-Keuchhusten-Hepatitis B-Polio-HIB für Kinder, Diphtherie-Tetanus-Polio für Erwachsene.