Die Unverträglichkeit von Laktose (Milchzucker) gehört zu den verbreiteten Beschwerden. In Deutschland ist rund jeder 10. Erwachsene von der Milchzucker-Unverträglichkeit betroffen. In manchen Gegenden der Welt ist dies aber die Normalität, bis zu 100% der Erwachsenen vertragen dort keine Milch.
Betroffene haben dann nach dem Essen von Milchprodukten oft heftige Beschwerden: Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfälle sind die Folgen.
Wichtig bei solchen Symptomen ist es allerdings, auch andere Krankheiten auszuschließen, wie die Unverträglichkeit von Fruktose (Fruchtzucker) oder Gluten (Klebereiweiß im Getreide).
Die Ursache der Beschwerden
Die Ursache der Beschwerden ist ein Mangel des Enzyms Laktase. Dieses Enzym sitzt in der Schleimhaut des Darms und ist dafür verantwortlich, dass die Laktose gespalten wird, um dann in den Körper aufgenommen zu werden. Ist nicht genug Laktase vorhanden, verbleibt Milchzucker im Darm. Dort nehmen Bakterien den Milchzucker auf und erzeugen dadurch Gase, die zu den Beschwerden führen.
Die häufigste Ursache für den Laktasemangel ist eine genetische Veranlagung.
Aber auch andere Darmkrankheiten können dazu führen, dass zu wenig Laktase vorhanden ist. So ist bei Magen-Darm-Infekten häufig auch die Laktase reduziert, das bessert sich allerdings wieder nach Überstehen des Infektes.
Die richtige Diagnose der Laktoseintoleranz
Es ist wichtig, eine Milchzucker-Unverträglichkeit richtig zu diagnostizieren. Vielen Patienten mit Bauchschmerzen ist gar nicht der Zusammenhang mit Milchprodukten bewusst. Auf der anderen Seite konnte gezeigt werden, dass viele Patienten, die glauben eine Milchzucker-Unverträglichkeit zu haben, gar kein Laktose-Problem, sondern eine andere Erkrankung haben.
So stellen wir auch immer wieder fest, dass Patienten von Heilpraktikern gesagt wird, dass sie eine Milchzuckerunverträglichkeit hätten und Milchprodukte weglassen müssten. Bei genauerer Untersuchung stellt sich dies oft als falsch heraus.
Bevor Patienten geraten werden muss, unnötige oder gar schädliche Diäten einzuhalten, muss deshalb eine korrekte Diagnose her.
Der korrekte Test auf Laktoseintoleranz ist relativ einfach: Der Betroffene bekommt ein Laktose-Getränk mit einer ganz bestimmten Menge Laktose zu trinken. Vor der Untersuchung und dann alle 20 Minuten wird im Atem des Patienten gemessen, wie viel Gase die Bakterien im Darm produzieren. Dies funktioniert ähnlich wie beim Pusten beim Alkoholtest bei der Polizei. Sind diese Messwerte erhöht wird klar, dass tatsächlich zu wenig Laktose aufgenommen wird.
Nach 3 Stunden ist die Untersuchung beendet und das Ergebnis sofort klar.
Andere Messverfahren, wie zum Beispiel die Blutentnahme oder ein Stuhltest, bringen keine ausreichenden Ergebnisse und sollen nicht mehr benutzt werden.
Krankheiten, die ähnliche Symptome machen, aber anders behandelt werden müssen, sind z. B.
- Fruktose-Malabsorption (Fruchtzucker-Unverträglichkeit)
- Sprue / Zöliakie (Unverträglichkeit von Gluten)
- Reizdarm
- Entzündliche Darmerkrankungen wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn
So viel wie möglich, so wenig wie nötig
Bei den allermeisten Betroffenen ist es nicht so, dass gar keine Laktose vertragen wird, sondern erst Beschwerden auftreten, wenn bestimmte Grenzen überschritten werden. Damit ist eine komplizierte laktosefreie Diät bei dem Großteil der Patienten nicht nötig. Und auch nicht sinnvoll, da Milchprodukte wichtige Nährstoffe wie Calcium und Vitamin D enthalten.
So gilt es deshalb eher, dem Patienten beizubringen, wie viel er verträgt und unbesorgt zu sich nehmen kann. Ein Glas Milch auf einmal genossen kann dabei durchaus zu viel sein, aber Käse oder Joghurt über den Tag verteilt kann problemlos toleriert werden.
Wie bei so vielen Dingen gilt auch hier: „Die Menge macht das Gift“.
Ist die auf einmal genossene Laktose-Menge nur groß genug, kann jeder Mensch seine Laktase überfordern und Beschwerden bekommen. Wie viel der Einzelne verträgt, kann sehr unterschiedlich sein.
Deshalb ist die Ernährungsumstellung bei Laktoseintoleranz in der Regel nicht alleine zu machen, sondern erfordert die Begleitung durch versierte Ernährungsfachkräfte. Denn es geht eben nicht einfach um Vermeidung. Auch ist für Betroffene oft schwierig zu beurteilen, in welchen Lebensmitteln wie viel Laktose ist und wie viel sie vertragen. Auch muss geschaut werden, ob dann noch genug Calcium in der Nahrung ist.
Einnahme von Laktase-Präparaten
Die nicht ausreichend vorhandene Menge an Laktase bei Laktoseintoleranz kann auch mit Präparaten ersetzt werden, die Laktase enthalten. Dies kann sinnvoll sein, wenn der Betroffene auch einmal Speisen essen möchte, die mehr Laktose enthalten oder bei z. B. Einladungen nicht einschätzen kann, was auf ihn zukommt.
Diese Präparate sind allerdings bei großen Laktose-Mengen nicht ausreichend wirksam. Auch sind sie keine Leistung der gesetzlichen Krankenversicherung.
Gefahr durch Mangel an Calcium
Eine Gefahr durch das Weglassen von Milchprodukten ist ein Mangel an Calcium, da Milchprodukte der wichtigste Lieferant hierfür sind.
Dies ist auch nur begrenzt durch die Gabe von Calcium-Tabletten zu ersetzen, da sich in jüngster Zeit herausgestellt hat, dass hohe Calciumdosen aus Tabletten auf Dauer die Blutgefäße schädigen können. Deshalb ist die Tablettengabe von Calcium nur sinnvoll, wenn eine sehr starke Laktoseintoleranz vorliegt. In allen anderen Fällen sollte immer versucht werden, den Calcium-Bedarf über die Nahrung zu decken.