Weltweit sterben jährlich Millionen von Menschen an Infektionskrankheiten. Auch in Deutschland gibt es ein paar sehr gefährliche Infektionskrankheiten, die zu schweren Schäden oder gar Tod führen können. Davor können Impfungen schützen. Eine Schutzimpfung ist ein ganz natürlicher Vorgang, sie ist gut verträglich und bietet sicheren Schutz über viele Jahre.
Alle diese Impfungen zahlen die Krankenkassen. Schutzimpfungen stehen Ihnen zu. Über den Sinn der Schutzimpfungen gibt es keine seriöse Diskussion mehr: Sie sind unabdingbar nötig.
In Deutschland sind Standard z. B. Impfungen gegen Tetanus (Wundstarrkrampf), Diphtherie („Würger der Kinder“), Polio (Kinderlähmung). Gerade weil hier so viel geimpft wird, sind uns diese Krankheiten nicht mehr so geläufig und es gerät in Vergessenheit, wie viele Schäden diese Krankheiten hervorgerufen haben.
Weitere Impfungen werden für bestimmte Berufsgruppen empfohlen (z. B. Hepatitis B für medizinisches Personal), für bestimmte Personengruppen (z. B. die Grippeschutzimpfung und die Impfung gegen Lungenentzündung ab 60) und für Fernreisen („Fern“ beginnt schon am Mittelmeer…). Bitte achten Sie unbedingt auf einen ausreichenden Schutz bei Urlaubsreisen.
Ausführliche Informationen über die Wirkungsweise, Hintergründe und den Ablauf von Schutzimpfungen finden Sie unter der Rubrik Wie funktioniert eigentlich… – Die Schutzimpfung.
Impfschutz bei Erwachsenen?
1989 gab es in den GUS-Staaten 1.000 Fälle von Diphtherie.
Schon 5 Jahre später waren es 50.000 Fälle mit 1.700 Toten!
Durch die Abnahme des Impfschutzes ist Europa ebenfalls bedroht. Diphtherie wird wieder vermehrt z. B. aus den GUS-Staaten eingeschleppt!
Bitte achten Sie darauf, dass Sie einen ausreichenden Impfschutz haben.
Für Deutschland ist im Erwachsenenalter unbedingt wichtig: Diphtherie – Tetanus (Wundstarrkrampf) – Polio („Kinder“lähmung)
Von diesen Krankheiten kann man in jedem Alter betroffen sein!
Vollständiger Impfschutz besteht aus: 3x Grundimmunisierung innerhalb eines Jahres und Auffrischung alle 10 Jahre für Diphtherie und Tetanus.
Für Auslandsaufenthalte können weitere Impfungen hinzukommen.
Bitte lassen Sie sich beraten. Wir sagen Ihnen, ob Ihnen noch Impfschutz fehlt.
Alle Fakten sprechen für Impfungen
Bedauerlicher Weise gibt es immer noch vereinzelte „Wissenschaftler“, die vor Schutzimpfungen warnen. Diese spielen in der Medizin zwar keine Rolle, erreichen jedoch immer wieder, dass Patienten verwirrt werden. Darum hier ein paar Fakten (Alle Zahlen beziehen sich auf Deutschland):
- 1961 trat in Deutschland die letzte große Epidemie von Kinderlähmung auf. Dabei erkrankten über 4.500 Menschen, 300 starben. Durch den konsequenten Einsatz der Schluckimpfung konnte diese Krankheit aus Deutschland verdrängt werden. Solange sie jedoch nicht ganz ausgerottet ist, muss konsequent weiter geimpft werden, da sie sonst wieder eingeschleppt wird und Menschen in Deutschland erkranken.
- In den 70er Jahren traten in Deutschland noch 1.000.000 Masernerkrankungen im Jahr auf. Dabei bekamen 500 Menschen jährlich eine Masern-Gehirnentzündung, an denen 1/3 starb, 1/3 behielt bleibende Hirnschäden. Seit Einführung der Impfung gab es beispielsweise im Jahr 2000 nur noch 5 Masern-Gehirnentzündungen. Werden Kinder und junge Erwachsene weiter konsequent geimpft, können die Masern ebenfalls bald aus Deutschland verdrängt werden. Leider gab es durch Impfverweigerer auch 2013 noch Todesfälle an Masern.
- Noch 1950 traten in Deutschland 40.584 Diphtherie-Erkrankungen auf, an denen 924 Menschen starben. Seitdem wird konsequent geimpft. Dadurch erkrankten nur noch 10 Menschen an Diphtherie, keiner starb. Das Risiko besteht jedoch weiter, da Diphtherie wieder aus anderen Ländern eingeschleppt wird.
- Im Winter 2002/2003 starben in Deutschland 16.000 Menschen an der Grippe. In mancher Grippesaison wird mit mehr Toten gerechnet, da der Krankheitserreger zeitweise noch aggressiver ist. Jedes Jahr kommt ein neuer Grippe-Erreger aus Asien nach Deutschland. Dieser ist immer etwas anders als der vorige, insofern hat der Körper nur minimalen Schutz. Ca. alle 8 Jahre verändert sich der Erreger sehr stark und trifft auf völlig ungeschützte Menschen. Hierbei bedeutet die Grippe eine lebensbedrohliche Erkrankung für ältere und immungeschwächte Menschen. Die Grippeimpfung schützt sicher und verhindert grippebedingte Todesfälle.
Konsequenz: Schutzimpfungen retten auch heute Leben und bewahren vor schweren Krankheiten, vorausgesetzt sie werden konsequent genutzt.
Nicht so bekannte neuere Impfungen
Pneumokokken – Bedrohliche Lungenentzündung
Pneumokokken sind eine Gruppe von Bakterien, die Entzündungen in Lunge, Gehirn, Mittelohr und weiteren Organen erzeugen können. Diese sind für immungeschwächte Patienten oft tödlich.
Nicht alle Lungenentzündungen werden durch Pneumokokken verursacht, aber dies ist die häufigste Form. Somit schützt die Impfung vor der häufigsten und einer der gefährlichsten Formen der Lungenentzündung, aber nicht vor jeder.
Empfohlen wird diese Impfung für alle Patienten über 60 und Patienten jeden Alters mit chronischen Krankheiten, welche die Immunabwehr schwächen, wie z. B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten, Lungen-, Nierenkrankheiten und Immundefekte.
In diesen Fällen übernehmen alle Krankenkassen die Kosten.
Nach jetziger Erkenntnis reicht eine einmalige Impfung lebenslang. Lediglich bei sehr hoher Gefährdung kann die Impfung nach frühestens 6 Jahren aufgefrischt werden.
Windpocken (Varizellen)
Da Windpocken leider nicht immer harmlos verlaufen und manchmal zu z. B. schweren Hirnschäden führen können, wird nun auch diese Impfung empfohlen. Sie ist so sicher wie etwa die bereits bekannte Masern-Mumps-Röteln-Impfung.
Inzwischen wird sie auch gleichzeitig mit Masern, Mumps und Röteln geimpft. Diese Kombination muss wie bisher zweimal geimpft werden: Im 12.-15. sowie im 16.-24. Lebensmonat.
Keuchhusten (Pertussis)
Bei allen Kindern wird schon seit Jahren gegen Keuchhusten geimpft. Inzwischen wird die Impfung auch für Kontaktpersonen von Säuglingen empfohlen: Frauen mit Kinderwunsch sollen bereits vor der Schwangerschaft, enge Haushaltsangehörige und Kontaktpersonen (Eltern, Geschwister, Großeltern, Tagesmütter, Babysitter…) möglichst 4 Wochen vor der Geburt geimpft werden. Dies gilt nur, wenn kein ausreichender Immunschutz vorliegt.
Hepatitis B-Impfung – empfohlen oder ratsam?
Hepatitis B ist in unserer Gegend relativ verbreitet. Der Krankheitserreger ist ein Virus, das besonders die Leber befällt (infektiöse Gelbsucht). Weltweit sterben 2 Millionen Menschen jährlich daran, ca. 50.000 Menschen stecken sich in Deutschland jährlich an. Deshalb ist die Frage berechtigt, ob und wer gegen Hepatitis B geimpft werden sollte.
In 50% der Fälle merken die Infizierten nur Symptome ähnlich einer Erkältung. Trotzdem kann sich so unbemerkt eine chronische Leberentzündung, die zur Zerstörung der Leber oder Leberkrebs führen kann, entwickeln. Die anderen 50% entwickeln meist eine deutliche Gelbsucht, die ausheilen, aber auch schnell zum Tod führen kann. Tückisch ist auch, dass Menschen sich anstecken, keine Krankheitszeichen haben können, trotzdem das Virus in sich tragen und andere anstecken können. Man schätzt, dass 500.000 Menschen in Deutschland solche chronischen Hepatitis B-Virusträger sind. Weltweit sollen es sogar 350 Millionen Menschen sein.
Anstecken kann man sich von Mensch zu Mensch über Blut, Samenflüssigkeit, Scheidenflüssigkeit, Speichel. Hepatitis B ist die häufigste sexuell übertragbare Krankheit und sehr viel ansteckender als AIDS. Somit ist Ansteckungsgefahr besonders beim Kontakt mit Blut (etwa auch bei Erster Hilfe in Notfällen, durch Kratzwunden oder durch Inanspruchnahme medizinischer Hilfe in vielen Ländern) und Sexualkontakten gegeben.
Seit Jahren steht ein sehr gut verträglicher Impfstoff zur Verfügung. Für Mitarbeiter im Gesundheitswesen hat sich diese Impfung bewährt und zu einem Rückgang der berufsbedingten Infektionen geführt.
Auf lange Sicht kann man mittels der Durchimpfung der Bevölkerung eine Ausrottung der Hepatitis B erreichen. Darum wird seit einiger Zeit die Impfung aller Kinder bis zum 18. Geburtstag öffentlich empfohlen (und – das ist die Folge dieser Empfehlung – auch von den Krankenkassen bezahlt). Es ist absolut sinnvoll, unsere Kinder vor dieser gefährlichen Krankheit zu schützen.
Nicht einsichtig ist, dass für Erwachsene diese Impfung auch ratsam ist, aber bisher nicht bezahlt wurde (außer in bestimmten Fällen, etwa bei Mitarbeitern im Gesundheitswesen oder bei berufsbedingtem Auslandsaufenthalt). Dies hatte sicherlich reine Kostengründe. Das Gesundheitsamt Celle weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass diese Impfung für jeden sinnvoll ist, besonders wichtig aber für Auslands-Reisende, für Jugendliche und Erwachsene im sexuell aktiven Alter, für Angehörige und enge Kontaktpersonen von Virusträgern (Hinweis: Leider weiß man oft nicht, wer Virusträger ist).
Sie können sich vor dieser gefährlichen Erkrankung schützen und zudem mithelfen, dass die Hepatitis B ausgerottet wird, indem Sie sich impfen lassen. Die Grundimmunisierung besteht wie bei den meisten Krankheiten aus 3 Impfungen innerhalb eines halben Jahres und Auffrischungen alle 10 Jahre.
Nebenbei: Da eine chronische Hepatitis B oft zu Leberkrebs führt, ist die Hepatitis-Impfung die einzige existierende Impfung gegen Leberkrebs.
Ab 18 musste die Impfung bisher selbst bezahlt werden, viele Krankenkassen bezahlen sie inzwischen jedoch als Reiseimpfung. Die Kosten liegen für alle 3 Impfungen insgesamt bei 150-200,- €. Das hört sich zunächst viel an, bedeutet umgerechnet aber bei 10 Jahren Schutz: Für 15-20,- € pro Jahr sicherer Schutz gegen Hepatitis B. Im Übrigen empfiehlt sich die Kombination mit der Impfung gegen Hepatitis A. Zum einen kostet das nur geringfügig mehr, zum anderen ist Hepatitis A schon am Mittelmeer weit verbreitet.
Meningokokken
Dies Bakterium verursacht immer wieder kleine Epidemien von Hirnhautentzündungen. Das ist es, worüber wir dann in den Medien hören. Die Spätfolgen können Lähmungen oder geistige Schäden sein.
Die Impfung ist einmalig und sollte kurz nach dem 1. Geburtstag bis spätestens zum 2. Geburtstag durchgeführt werden. Anders als sonst darf diese Impfung nicht gleichzeitig mit anderen Impfungen durchgeführt werden, weil sie dann möglicherweise nicht wirksam genug ist.