Im Begriff „Hepatitis“ kommt der Fachbegriff für Leber (griechisch hepar) und die Endung für Entzündungen vor („-itis“). Somit ist die Hepatitis eine Leberentzündung.
Entzündungen entstehen vor allem dann, wenn Krankheitserreger den Körper angreifen und der Körper sich dagegen wehrt. Bei einer Hepatitis sind es meist Viren, die die Leber befallen und so zu einer Entzündung der Leber führen. Es gibt eine Fülle von Viren, die den Körper angreifen und dabei auch die Leber mit befallen können. Zumeist sind dies eher harmlose Krankheitserreger.
Eine Gruppe von Viren hat sich dabei aber besonders auf die Leber spezialisiert. Dies sind teils sehr unterschiedliche Viren, allen gemeinsam ist aber, dass die Leberentzündung mal fast unbemerkt, mal aber auch rasch tödlich verlaufen kann. Diese auf die Leber spezialisierten Viren sind die eigentlichen Hepatitis-Viren, denen man den Zusatz A, B, C usw. gegeben hat.
Die Viren
Viren sind kleinste Lebewesen, die nicht alleine fähig zur Vermehrung sind. Sie müssen Zellen befallen, in ihnen leben und die Zellstrukturen zu eigener Vermehrung nutzen. Bei der massenhaften Vermehrung der Viren in einer Zelle wird diese Zelle zumeist zerstört. Die ausschwärmenden neuen Viren befallen wieder neue Zellen.
Solange Viren im Blut sind, kann unser Immunsystem sich mit ihnen auseinandersetzen und Abwehrstrategien entwickeln. Kennt unser Körper diese Viren noch nicht, braucht unser Immunsystem dazu vor allem Zeit.
Viren schützen sich vor unserer Immunabwehr, indem sie in unseren Körperzellen verschwinden. Findet unsere Immunabwehr die Viren darin, kann es diese oft nur bekämpfen, indem es auch die Versteck-Zellen zerstört: Es entsteht eine Entzündung.
Zerstörte Leberzellen
Dies geschieht auch in der Leber: Befallene Leberzellen werden zerstört durch die massenhafte Virenvermehrung in ihnen oder unsere Abwehr gegen die Viren.
Solange eine nicht zu große Zahl von Leberzellen zerstört wird, ist man zwar krank, das Ganze ist aber nicht so dramatisch, weil wir genug Leberzellen haben. Je mehr zerstört wird, desto schlimmer wird es aber: Zerstörte Zellen können ihre Funktion nicht mehr wahrnehmen. Der Körper ist auch nicht in der Lage, neue Leberzellen zu bilden. Somit werden zerstörte Zellen durch Narbengewebe ersetzt. Je mehr Narbengewebe sich bildet, desto härter und undurchlässiger wird die Leber, es entsteht eine Leberzirrhose. Diese ist an sich schon schlimm und oft tödlich, die chronische Entzündung kann zudem noch zu Leberkrebs führen.
Die Leberfunktion
Die Leber hat unter anderem die Aufgabe, Gifte im Körper in harmlose Stoffe umzuwandeln. Darunter sind gefährliche Gifte, die zum Beispiel das Gehirn schädigen, wenn sie nicht abgebaut werden.
Zusätzlich muss die Leber auch verbrauchten roten Blutfarbstoff entsorgen. Dieser wird zunächst in gelbes Bilirubin umgewandelt, das letztlich über die Galle ausgeschieden wird.
Solange die Leber bei einer Hepatitis entzündet ist, kann sie ihrer Aufgabe nur sehr eingeschränkt nachkommen. Dabei stauen sich sowohl Gifte als auch Bilirubin zurück. Die Gifte können zu Schäden an verschiedenen Organen führen, u. a. zu Hirnschäden, die sich in Benommenheit oder Koma äußern, der gelbe Blutfarbstoff wird überall in der Haut und besonders in den Augen sichtbar. Man nennt dies eine „Gelbsucht“. Da es verschiedene Ursachen für Gelbsucht gibt, wird die Hepatitis zur Unterscheidung von anderen Ursachen auch als „infektiöse Gelbsucht“ bezeichnet.
Diese Situation kann sich bessern, wenn die Entzündung abklingt. Alle überlebenden Leberzellen können ihrer Aufgabe dann wieder nachkommen. Sind jedoch zu viele Zellen abgestorben, können diese Symptome auch dauerhaft bestehen oder zum Tod führen.
Die Symptome
Aus dem bisher Gesagten folgen die Symptome:
Wie jede Infektion kann die Hepatitis Fieber, schweres Krankheitsgefühl, Schwäche machen.
Zusätzlich die oben beschriebe Gelbsucht, in schlimmen Fällen Bewusstlosigkeit, Koma und Tod.
Dabei zeigen die unterschiedlichen Hepatitis-Viren verschiedene Vorlieben: Manche machen eher ein nur leichtes Erkältungsgefühl, so dass der Patient gar nicht weiß, dass er eine Hepatitis hat, andere machen schwerste Symptome.
Unterschiedlich ist auch der Verlauf: Manche verlaufen sehr heftig und akut, heilen aber wieder aus, andere verlaufen chronisch. Von chronisch spricht man, wenn eine Hepatitis länger als 6 Monate besteht.
Es gibt hier aber keine festen Regeln: Eine Hepatitis, die meist recht mild verläuft, kann im Einzelfall auch heftig und schnell tödlich verlaufen.
Ansteckungswege
Anders die Ansteckungswege. Hier halten sich die einzelnen Viren an ihr typisches Verhalten. Es gibt im Wesentlichen 2 Wege: Der eine durch direkten Kontakt mit Körperflüssigkeiten (besonders Blut und Geschlechtsflüssigkeit), der andere über den Stuhlgang, über den das Virus ins Wasser (besonders in Muscheln und Trinkwasser) oder als Dünger auf Obst und Gemüse gelangt.
Der Patient ist so lange für andere ansteckend, wie er Viren in sich hat, die sich vermehren und ins Blut gelangen. Die große Gefahr dabei ist, dass viele Menschen nicht wissen, dass sie eine Hepatitis haben, weil die Symptome bei ihnen nur mild verlaufen. Trotzdem können diese Menschen hoch ansteckend für andere sein.
Therapie
Trotz Entwicklung neuer Medikamente ist eine Hepatitis, die der Körper nicht alleine besiegt, nach wie vor sehr schwer zu behandeln. Mancher Patient mit akuter Hepatitis ist nicht mehr zu retten, manche chronische Hepatitis wird ein Leben lang chronisch bleiben und kann durch die Medikamente nur unter Kontrolle gehalten werden.
Umso wichtiger ist die Vorbeugung: Vor den wichtigsten Hepatitis-Formen kann man sich ganz leicht durch Schutzimpfung schützen.
Hepatitis A
Die Hepatitis A ist weltweit verbreitet, besonders in Ländern mit niedrigem hygienischen Standard. Kürzlich erst wurde über einen Hepatitis A-Ausbruch nach Aufenthalt in einem ägyptischen Hotel berichtet. Die Viren werden über den Darm ausgeschieden und über die Nahrung (Trinkwasser, nicht gekochte Speisen, Muscheln) übertragen.
Hepatitis A verläuft meist wie eine schwere Erkältung, kann jedoch bei jedem 1000. auch tödlich sein. Sie wird dabei niemals chronisch.
Ein Impfstoff ist vorhanden und schützt sicher. Jeder, der in Länder mit niedrigerem hygienischen Standard fährt, sollte sich durch Impfung schützen. Das gilt schon am Mittelmeer.
Hepatitis B
Hepatitis B gibt es weltweit. Der Übertragungsweg läuft über Blut und Sexualkontakte. Hepatitis B ist die häufigste sexuell übertragbare Krankheit.
In 30% der Fälle verläuft sie als schwere Infektion mit Gelbsucht. Etwa jeder 100. stirbt daran. Jede 10. Hepatitis B-Infektion verläuft chronisch. An der folgenden Leberzirrhose (und oft auch Leberkrebs) sterben viele Patienten im Laufe der Jahre bis Jahrzehnte. Wegen der Leberzerstörung hat die Hepatitis B neben der Hepatitis C die größte Bedeutung in der Medizin.
Auch hier gibt es einen Impfstoff, der sehr sicher hilft. Für Kinder ist er empfohlen und wird von der Krankenkasse übernommen. Auch die Impfung Erwachsener kann nicht oft genug empfohlen werden, auch wenn es zumeist keine Leistung der Krankenkasse ist.
Hepatitis C
Der Übertragungsweg läuft über Blut und seltener als bei Hepatitis B über Sexualkontakte
In 25% der Fälle verläuft sie als schwere Infektion mit Gelbsucht. Über 50% der Hepatitis C verläuft chronisch. An der folgenden Leberzirrhose sterben viele Patienten im Laufe der Jahre bis Jahrzehnte. Wegen der Leberzerstörung hat die Hepatitis C neben der Hepatitis B große Bedeutung in der Medizin.
Eine Impfung gibt es bisher nicht.
Hepatitis D
Das Hepatitis D-Virus ist nicht vollständig und braucht zur Komplettierung Teile des Hepatitis B-Virus. Deshalb kann eine Hepatitis D-Infektion nur derjenige bekommen, der Hepatitis B hat.
Das dort gesagte gilt im Wesentlichen auch hier. Mit Hepatitis D wird der Verlauf häufiger chronisch und tödlich.
Eine Impfung gibt es nicht, aber die Schutzimpfung gegen Hepatitis B schützt auch hier.
Hepatitis E
Hepatitis E ähnelt im Übertragungsweg und in den Symptomen sehr stark der Hepatitis A. Sie kommt jedoch in industrialisierten Ländern fast nicht vor, so dass sie eine reine Reisekrankheit ist.
Ein Impfstoff ist in der Entwicklung.
Hepatitis F
F wie Flop: Die Hepatitis F, die man entdeckt zu haben glaubte, existiert nicht.
Hepatitis G
Dies ist eine seltene und vergleichsweise harmlose Form. Das Hepatitis G-Virus führt oft zu einer chronischen Leberentzündung, macht jedoch dabei keine Leberschäden. Es hat deshalb kaum Bedeutung. Eine Impfung gibt es nicht.
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