Nahezu jeden erwischt es einmal oder sogar mehrfach im Jahr: Eine Erkältung. Sie quält einige Tage, verschwindet dann mehr oder weniger schnell – bis zum nächsten Mal. Manchmal jedoch wächst sie sich zu einer schweren Erkrankung aus. Dank uralter Hausmittel und moderner Medikamente stehen wir der Erkältung nicht hilflos gegenüber. Und durch richtiges Vorbeugen erwischt sie uns seltener.

Ursache von Erkältungen

Der Name „Erkältung“ für die häufigste Erkrankung in der Medizin hat wenig mit „erkalten“ zu tun. Es wurden Versuche mit Studenten in Kältekammern gemacht. Kalt werden führt nicht zwangsläufig zur Erkältung. Anders herum erkälten sich viele, ohne kalt geworden zu sein.

Das Kalt-Werden oder Durchfrieren spielt natürlich eine Rolle, wie viele aus eigener Erfahrung wissen: Dadurch wird unser Abwehrsystem geschwächt, so dass Krankheitserreger leichter in unseren Körper eindringen können.

Die Ursache für Erkältungen allerdings sind Viren. Davon gibt es Tausende verschiedener Typen, die Erkältungen auslösen können. Diese leben zu jeder Zeit unter uns. Insofern kann man sich zu jeder Jahreszeit erkälten. Häufiger passiert dies aber zu bestimmten Jahreszeiten. Feuchtkalte Witterung kommt Viren entgegen, unsere Abwehr leidet unter solcher Witterung und dann niesen und husten immer mehr Menschen ihre Viren in die Umgebung. Je mehr Viren aber auf uns einstürmen, desto eher stecken wir uns an.

Die Ansteckung erfolgt fliegend, das heißt: In den winzigen Tröpfchen, die beim Niesen oder Husten massenhaft freigesetzt werden, befinden sich Millionen von Erkältungs-Viren. Diese Viren setzen sich beim Einatmen auf unseren Schleimhäuten fest und beginnen sich zu vermehren.

Das setzt unsere körperliche Abwehr in Gang, der Körper entdeckt und analysiert die Eindringlinge und entwickelt Antikörper, die die Viren letztlich abtöten. Es dauert allerdings einige Tage, bis unsere Abwehr diese Antikörper produziert hat.

Haben wir eine Erkältung überstanden, sind wir gegen das Virus, das diese Erkältung ausgelöst hat, immun. Dieses Virus kann uns nichts mehr anhaben. Leider stehen zig andere Viren bereit, die nächste Erkältung auszulösen.

Verlauf einer Erkältung

Eine „normale“ Erkältung verläuft so, dass wir die Vorboten in Form von Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Frösteln, Kopfschmerz oder Halskratzen spüren. Zu diesen gesellen sich dann stärker werdender Husten oder Schnupfen (je nachdem, ob die Viren mehr die Schleimhäute der Lunge oder des Nasen-Rachen-Raums befallen haben), meist mit Fieber. Nach 3 – 4 Tagen ist der schlimmste Tag, danach klingen die Symptome wieder ab.

Manchmal wird aus einer solchen harmlosen Erkältung jedoch eine ernste Erkrankung, die Erkältung „setzt sich fest“. Hierbei wachsen Bakterien auf den gereizten oder entzündeten Schleimhäuten fest. Es entstehen z. B. eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Mandelentzündung (Tonsillitis), Mittelohrentzündung (Otitis) oder Lungenentzündung (Pneumonie). Diese müssen sehr ernst genommen werden und bedürfen einer ärztlichen Behandlung, ansonsten drohen schwere Organschäden oder gar Tod.

Diese Komplikationen sind erfreulicher Weise bei einer Erkältung nicht alltäglich. Anders ist es bei der Influenza (Grippe). Diese macht die gleichen Symptome wie eine Erkältung, hat sonst aber nichts mit ihr gemeinsam. Die Grippe verläuft sehr viel häufiger mit Komplikationen, an denen dann jeden Winter bis zu 20.000 Deutsche sterben.

Wann muss man zum Arzt

Abgesehen von Arbeitnehmern, die eine ärztliche Bescheinigung für den Arbeitgeber brauchen und Patienten, die sich über die richtigen Medikamente beraten lassen wollen (die Krankenkassen übernehmen keine Erkältungsmittel ab 12 Jahren) gibt es keine festen Regeln, wann ein Arztbesuch sinnvoll ist.

Allgemein kann man sagen, dass jedes Fieber nach 3 Tagen vom Arzt kontrolliert werden sollte. Auch jede Erkältung, die schwerer oder länger verläuft als gewohnt, sollte dem Arzt vorgestellt werden.

Wenn der Nasenschleim oder Sputum (= abgehusteter Schleim) dunkelgelb oder grün wird, kann das (muss aber nicht!) ein Hinweis darauf sein, dass ein Bakterium angewachsen ist und dringend ein Antibiotikum gegeben werden muss.

Ein starker Husten sollte gleich, ein schwacher Husten nach spätestens 6 Wochen abgeklärt werden.

Dies alles sind aber nur Anhaltspunkte. Letztlich kann hinter jeder Erkältung auch schon eine Lungenentzündung stecken. Darum empfehlen wir Erkältungsmittel nicht am Telefon, sondern erst nach einer Untersuchung. Dabei fragen wir nach Symptomen der Nasennebenhöhlenentzündung, schauen in den Hals (Mandelentzündung?), horchen auf die Lunge (Lungenentzündung?) und nehmen je nach Symptomen noch weitere Untersuchungen vor, bevor wir Medikamente verordnen oder empfehlen.

Weil das so ist, müssen Sie sich auch nicht entschuldigen, wenn Sie „nur“ mit einer einfachen Erkältung zu uns kommen. Das ist in unseren Augen niemals überängstlich. Denn manchmal findet sich dann eben doch eine behandlungspflichtige Komplikation. Und wenn diese nicht vorliegt – umso besser!

Hilfe bei Erkältungen

Es gibt unzählige Hausmittel, mit denen man sich selber helfen kann. Für viele ist die Wirkung erwiesen.

Maßnahmen, die der Vorbeugung dienen, machen aber keinen Sinn mehr, wenn die Erkältung schon da ist. Wechselduschen, Sauna oder Mittel wie Echinacea (Sonnenhut) haben bei ausgebrochener Erkältung nichts zu suchen.

Sinnvoll dagegen sind beispielsweise:

  • Ruhe und Schlaf. Insbesondere bei Fieber sollte Bettruhe gehalten werden.
  • Viel trinken, insbesondere Tees. Schleim kann sich sonst nicht lösen, der Körper verliert gerade bei Fieber zusätzlich Flüssigkeit.
  • Inhalation mit Salzwasser oder Kamille (am besten nach altbekannter Methode mit Schüssel und Handtuch über dem Kopf). Nicht aber mit ätherischen Ölen, als Inhalation reizen sie zu stark.
  • Der Körper sollte warm gehalten werden, insbesondere auch die Atemwege.
  • Schwitzkuren können die Heilung beschleunigen, aber Vorsicht: Bei Fieber sollte der Körper nur normal warm gehalten, keinesfalls zusätzlich gewärmt werden. Schüttelfrost ist ein Zeichen für Fieber, dann aber keinesfalls wärmer einpacken, weil „man doch friert“, denn damit erhöht man das Fieber weiter. In diesem Fall muss das Fieber gesenkt werden, nicht wärmer eingepackt werden!
  • Hühnersuppe hilft nachweislich.
  • Ätherische Öle – auf die Brust gerieben oder die Kleidung getropft – können Schnupfen und Husten beruhigen, sollten aber nicht zu scharf sein.
  • Erkältungsbäder machen nur am Anfang einer Erkältung Sinn. Bei Fieber oder schon geschwächtem Kreislauf sind sie dagegen gefährlich.
  • Bei Husten kann man wahlweise einen kalten Quarkwickel oder einen heißen Kartoffelwickel auf die Brust legt, um die Bronchien zu beruhigen. Gegen Halsschmerzen helfen kalte Wickel, die die Durchblutung fördern.
  • Rotlicht kann Schleim in Nasennebenhöhlen verflüssigen oder Ohrenschmerzen bekämpfen.
  • Zwiebelsirup mit Kandis bei Husten. Das Rezept finden Sie in den Fundstücken.
  • Bei Fieber helfen die altbewährten kalten Wadenwickel (jeweils nach 10 Minuten wechseln!) oder in hartnäckigen Fällen absteigende Bäder.

Damit kann man die meisten Erkältungen gut behandeln.

Als Medikamente empfehlen sich in der Regel allenfalls Schleimlöser und Paracetamol. Letzteres macht dabei fast immer Sinn, denn es wirkt sehr gut gegen Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und damit gegen alle typischen Erkältungsbeschwerden. Richtig genommen ist es zudem völlig ungefährlich. Ganz besonders zu empfehlen sind auch pflanzliche Erkältungsmittel, die bewährte Heilpflanzen wie Thymian und Efeu (gut wirksam in Kombination) oder ätherische Öle wie Myrtol enthalten.

Überhaupt nicht zu empfehlen sind nahezu alle anderen – meist kombinierten – Erkältungsmittel, die von der Pharmaindustrie stark beworben werden und die deshalb jeder kennt. Sie enthalten oft Alkohol, Koffein oder liegen in unsinnigen Kombinationen vor.

Treten Komplikationen auf, sollte nur der Arzt beraten, ob weitere Medikamente sinnvoll sind, dazu gehören Nasensprays (außer Salzwasser-Nasensprays), Ohrentropfen, Antibiotika.

Zu letzteren ist zu sagen, dass sie keinerlei Wirkung gegen Viren haben und damit bei Erkältungen überhaupt nichts nützen. Setzen sich aber Bakterien auf die Erkältung drauf, sind Antibiotika oft unverzichtbar.

Warum bekommen manche Menschen öfter Erkältungen?

Manche Menschen bekommen wesentlich häufiger Erkältungen als andere. Das ist zum Teil genetisch bedingt: Das Immunsystem mancher Menschen ist einfach widerstandsfähiger angelegt als bei anderen.

Ansonsten hängt es sehr stark vom Verhalten des Einzelnen ab, wie gut das Immunsystem ist. Das A und O, um gegen Infekte aller Art gewappnet zu sein, ist eine intakte Abwehr. Und für die eigene Abwehr kann man eine ganze Menge tun.

Die Abwehr stärken

Möchte man seltener und kürzer erkältet sein, ist es unverzichtbar, das Abwehrsystem aktiv zu stärken. Das bietet nicht nur Schutz vor Erkältung, wer so lebt, bekommt auch sehr viel seltener chronische Krankheiten wie Herzinfarkte, Diabetes oder Krebs.

Allgemein gesagt gilt: Die beste Stärkung des Immunsystems ist eine gesunde Lebensweise. Beispiele dafür sind:

  • Eine vollwertige und vitaminreiche Ernährung
  • Körperliche Bewegung und Sport, besonders an frischer Luft
  • Wechselduschen, kalte Güsse, Sauna (Patienten mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten vorher immer mit dem Arzt sprechen)
  • Innenräume nicht überheizen und häufig lüften
  • Ein Faktor, der häufig vergessen wird, ist eine ausgeglichene Lebensführung. Dazu gehört: Ausreichender Schlaf, regelmäßiger Tagesrhythmus, Stress meiden, nicht rauchen, Alkohol in Maßen
  • Viele können oder wollen die goldene Regel „Fünfmal am Tag Obst oder Gemüse“ nicht einhalten, leiden an chronischen Erkrankungen oder haben häufige Infekte. Diese können mit sinnvollen (unbedingt vom Arzt beraten lassen!) Nahrungsergänzungsmitteln den hohen Bedarf an Vitaminen und Mikronährstoffen decken, den das Immunsystem hat, um seine Arbeit erfüllen zu können. Hintergründe hierzu erfahren Sie in unseren Artikeln zu Mikronährstoffen.

Zusätzlicher Schutz vor Erkältung

Neben der Stärkung des Immunsystems kann man sich in der Erkältungszeit noch durch zusätzliche Maßnahmen schützen.

Kalte und nasse Füße begünstigen Erkältungen, daher ist es wichtig, auf angemessen warme Kleidung und Schuhe zu achten und feuchte Kleidung so rasch wie möglich zu wechseln.

Besonders im Winter sollten Menschenansammlungen nach Möglichkeit gemieden werden. Je weniger man von Erkälteten angeniest oder angehustet wird, desto unwahrscheinlicher ist eine Ansteckung.

Wenn es in der Familie einen Krankheitsfall gibt, sollte man einige hygienische Regeln beachten: Krankenzimmer regelmäßig lüften, etwas Distanz halten, gebrauchte Taschentücher in einen geschlossenen Behälter entsorgen, regelmäßig Hände waschen.

Weiter oben hatten wir schon die Erkältung von der Grippe abgegrenzt. Gegen die viel gefährlichere Grippe kann man problemlos im Herbst impfen. Die Impfung gibt sicheren Schutz vor der Grippe und hat in der Regel keine Nebenwirkungen. Allerdings schützt die Grippeimpfung nur vor der Grippe, Erkältungen kann man trotzdem bekommen.

Nebenbei: Dass man sich nach einer Grippeimpfung häufiger erkältet („Ich habe mich impfen lassen und war dann den ganzen Winter erkältet“), ist ein Märchen. Auch ohne die Impfung hätten sich diese Menschen genauso oft erkältet – die Impfung hat sie aber vor der echten Grippe geschützt.

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